Dein e-Learning-Kurs ist vollgepackt mit Inhalten, aber deine Teilnehmer merken schnell, dass sie nichts mehr aufnehmen können. Das ist Cognitive Load – die mentale Überlastung, die Lernende blockiert.
Wir bei newroom connect sehen täglich, wie Unternehmen ihre Kurse überlasten und damit ihre Lernziele verfehlen. Die gute Nachricht: Mit gezielter Optimierung der kognitiven Belastung wird dein e-Learning deutlich wirksamer.
In diesem Beitrag zeigen wir dir konkrete Strategien, um deine Kurse leichter verständlich zu machen – und wie du den Erfolg misst.
Wie dein Gehirn beim Lernen überfordert wird
Cognitive Load beschreibt, wie viel mentale Energie dein Gehirn aufbringt, um neue Informationen zu verarbeiten. Cognitive Load Theory hat gezeigt, dass dein Arbeitsgedächtnis – der Speicher, in dem du gerade denkst – extrem begrenzt ist. Wenn du zu viele Informationen gleichzeitig präsentierst, bricht dieser Speicher zusammen und dein Teilnehmer kann nichts mehr aufnehmen. Viele e-Learning-Kurse ignorieren diese biologische Realität völlig und laden Folien mit Text, Videos, Bildern und interaktiven Elementen auf einmal, ohne zu bemerken, dass sie damit genau das Gegenteil erreichen – totale mentale Blockade statt Lernfortschritt.
Die Forschung von Sundararajan und Adesope zeigt, dass irrelevante Details in Präsentationen den Lernerfolg um bis zu 20 Prozent senken. Das heißt konkret: Jedes Logodesign, jede dekorative Grafik und jeder Satz, der nicht direkt zum Lernziel führt, kostet deine Teilnehmer Aufmerksamkeit.

Diese Details mögen unbedeutend wirken, aber sie addieren sich schnell zu einer massiven Belastung auf.
Intrinsische Belastung: Das Problem der Komplexität
Die intrinsische Belastung entsteht durch die Schwierigkeit des Lernstoffs selbst – nicht durch die Gestaltung. Wenn du deinen Teilnehmern beibringst, wie man ein komplexes Softwaretool bedient, ist die intrinsische Belastung automatisch hoch, weil viele Elemente zusammenwirken. Das ist unvermeidlich, aber du kannst sie senken, indem du Vorwissen aufbaust. Teilnehmer mit Erfahrung in ähnlichen Tools brauchen weniger mentale Energie, um ein neues Tool zu lernen, weil sie bereits Muster erkannt haben.
Das bedeutet für dein e-Learning konkret: Baue Grundlagen zuerst auf, bevor du komplexe Zusammenhänge erklärst. Teile komplexe Inhalte in kleinere Module auf – Microlearning reduziert nachweislich die Überlastung des Arbeitsgedächtnisses und ermöglicht es deinen Teilnehmern, in ihrem eigenen Tempo zu lernen.
Extrinsische Belastung: Deine größte Baustelle
Extrinsische Belastung entsteht durch schlechtes Design und ist das, was du sofort ändern kannst. Überladene Folien, verwirrende Navigation, lange Ladezeiten und widersprüchliche Formatierung zwingen dein Gehirn, unnötig viel Energie aufzuwenden. Die Multimedia Learning Theory hat nachgewiesen, dass räumliche und zeitliche Kontiguität entscheidend ist – Text und passende Bilder müssen direkt nebeneinander stehen, nicht auf verschiedenen Folien.
Ein konkretes Beispiel verdeutlicht das Problem: Wenn du ein Erklärvideo zeigst und daneben noch eine andere Folie sichtbar ist, teilt sich die Aufmerksamkeit deines Lernenden. Das Ergebnis ist höhere kognitive Belastung und schlechtere Behaltensquoten. Die Lösung ist brutal einfach – blende alle ablenkenden Elemente aus und konzentriere dich darauf, dass dein Teilnehmer nur das sieht, was er gerade braucht.
Germane Belastung: Das Ziel deines Designs
Germane Belastung ist die einzige Art von kognitiver Belastung, die du fördern solltest. Das ist die mentale Anstrengung, die zum Lernen führt – wenn dein Gehirn aktiv neue Muster erkennt und Wissen aufbaut. Worked Examples funktionieren hier besonders gut.

Statt dass Teilnehmer von Anfang an Aufgaben selbst lösen, zeigst du ihnen zuerst gelöste Beispiele. Das reduziert die extrinsische Belastung und lässt mehr Energie für echtes Lernen übrig.
Mit zunehmender Kompetenz kannst du die Unterstützung dann langsam reduzieren – das nennt sich Scaffolding. Die Forschung von Kalyuga und Sweller zeigt: Zu viel Anleitung behindert Fortgeschrittene, während Anfänger sie brauchen. Das heißt für deine Kurse konkret, dass du die Hilfen an den Lernstand anpasst, nicht an alle gleich. Wenn deine Behaltensquoten unter 60 Prozent liegen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Teilnehmer unter zu hoher extrinsischer Belastung leiden – nicht, weil der Stoff zu schwer ist, sondern weil die Gestaltung sie blockiert.
Diese drei Belastungsarten arbeiten zusammen und beeinflussen, wie effektiv deine Kurse wirklich sind. Im nächsten Kapitel zeigen wir dir, wie du diese Erkenntnisse in konkrete Strategien umwandelst und deine Kurse sofort leichter verständlich machst.
So reduzierst du die Belastung, ohne Inhalte zu streichen
Die meisten e-Learning-Kurse machen den gleichen Fehler: Sie versuchen, alle Informationen auf einmal zu vermitteln, weil die Verantwortlichen denken, dass mehr Inhalt gleich besseres Lernen bedeutet. Das Gegenteil ist wahr. Deine Aufgabe ist nicht, alles zu lehren, sondern nur das zu lehren, was deine Teilnehmer tatsächlich behalten können. Der Schlüssel liegt darin, Inhalte in kleinere, verdauliche Häppchen zu zerlegen – ohne dabei etwas Wichtiges wegzulassen.
Inhalte logisch sequenzieren statt parallel laden
Wenn du einen Kurs über Projektmanagement aufbaust, teile ihn nicht in die Kapitel Planung, Ausführung und Kontrolle auf einmal auf. Stattdessen zeigst du in Lektion 1 nur die Planungsphase mit konkreten Schritten. Lektion 2 behandelt dann die Ausführung, aber nur mit den Elementen, die direkt auf der Planung aufbauen. Diese Modularisierung reduziert die intrinsische Belastung, weil dein Gehirn nicht versuchen muss, fünf verschiedene Konzepte gleichzeitig zu verbinden.
Die Forschung von Kalyuga und Sweller zeigt, dass Anfänger von dieser schrittweisen Zerlegung massiv profitieren – ihre Behaltensquoten steigen um bis zu 35 Prozent, wenn Inhalte logisch sequenziert sind statt parallel präsentiert zu werden. Das bedeutet konkret: Baue Grundlagen zuerst auf, bevor du komplexe Zusammenhänge erklärst. Microlearning reduziert nachweislich die Überlastung des Arbeitsgedächtnisses und ermöglicht es deinen Teilnehmern, in ihrem eigenen Tempo zu lernen.
Folien auditieren und Ablenkungen eliminieren
Beginne damit, jede einzelne Folie zu überprüfen. Frage dich: Braucht der Teilnehmer dieses Element, um das Lernziel zu erreichen? Wenn die Antwort Nein ist, entferne es sofort – auch wenn es hübsch aussieht. Das Logo deines Unternehmens auf jeder Folie, eine dekorative Grafik, die nur Platz verschlingt, oder ein Datum und eine Foliennummer – all das muss weg. Sundararajan und Adesope zeigen in ihrer Meta-Analyse, dass diese scheinbar harmlosen Details die Lernleistung um bis zu 20 Prozent reduzieren.
Nutze stattdessen Weißraum aggressiv. Viel Weißraum bedeutet weniger visuelle Konkurrenz und mehr Fokus auf das, was zählt. Wenn du Text und Bilder kombinierst, platziere sie direkt nebeneinander – nicht übereinander oder auf verschiedenen Folien. Diese räumliche Kontiguität (die direkte Nähe von zusammenhängenden Informationen) reduziert die extrinsische Belastung um etwa 15 Prozent, weil dein Gehirn nicht hin und her springen muss.
Kurze Aktivitäten als natürliche Lernrhythmen
Langes, passives Zuschauen überfordert das Arbeitsgedächtnis. Die Lösung besteht darin, nach jeder 3 bis 5 Minuten Inhalt eine kurze Aktivität einzubauen – nicht länger als 60 Sekunden. Das kann eine einfache Frage sein (Richtig oder Falsch?), eine kurze Übung oder sogar nur eine Pause zum Reflektieren. Diese Pausen ermöglichen es deinem Gehirn, das Gelernte in das Langzeitgedächtnis zu transferieren, bevor neue Informationen hinzukommen.
Teilnehmer, die solche Pausen nutzen, zeigen Behaltensquoten, die 25 bis 30 Prozent höher liegen als bei durchgehend passivem Lernen. Der Effekt funktioniert besonders gut, wenn du die Pausen nicht als zusätzliche Belastung, sondern als natürlichen Rhythmus gestaltest – als würde der Kurs selbst Atem holen. Wenn deine Behaltensquoten unter 60 Prozent liegen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Teilnehmer unter zu hoher extrinsischer Belastung leiden – nicht, weil der Stoff zu schwer ist, sondern weil die Gestaltung sie blockiert. Im nächsten Kapitel erfährst du, wie du diese Optimierungen misst und kontinuierlich verbesserst.
Wie du erkennst, ob deine Kurse wirklich funktionieren
Optimierte Kurse bringen nichts, wenn du nicht weißt, ob sie tatsächlich besser werden. Die meisten Unternehmen messen nur die Abschlussquoten – ob Teilnehmer den Kurs zu Ende machen – und übersehen dabei völlig, ob sie das Gelernte behalten. Das ist wie ein Auto zu fahren und nur auf den Benzinstand zu schauen, statt auf die Geschwindigkeit. Du brauchst konkrete Metriken, die dir zeigen, wo die Belastung zu hoch ist und wo deine Teilnehmer blockiert werden.
Behaltensquoten und Verweildauer als erste Warnsignale
Beginne damit, Behaltensquoten zu messen – also wie viel Teilnehmer eine Woche nach dem Kurs noch wissen. Liegt diese Quote unter 60 Prozent, ist das ein klares Signal, dass die Gestaltung, nicht der Inhalt, das Problem ist. Messe auch, wie lange Teilnehmer auf einzelnen Folien verbringen. Wenn jemand 30 Sekunden auf einer Folie mit fünf Absätzen Text verbringt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er überfordert ist und nur überfliegt statt zu lernen. Nutze die eingebauten Analysetools deiner Plattform – Tools wie Learning Record Stores (LRS) oder dein Learning Management System (LMS) zeigen dir diese Daten.
Ein weiterer kritischer Indikator ist die Abbruchquote an bestimmten Stellen. Wenn 40 Prozent deiner Teilnehmer bei Lektion 3 aussteigen, liegt das Problem nicht an fehlender Motivation, sondern an der kognitiven Belastung genau an dieser Stelle. Überprüfe diese Lektion sofort auf überladene Folien, zu viele Konzepte gleichzeitig oder fehlende Aktivitäten. Diese Daten sind dein Kompass – sie zeigen dir genau, wo du anpacken musst.
A/B-Tests für verlässliche Verbesserungen
A/B-Tests sind dein stärkstes Werkzeug, um herauszufinden, was wirklich funktioniert. Statt eine Folie zu optimieren und zu hoffen, dass es hilft, teile deine Teilnehmer in zwei Gruppen auf. Gruppe A sieht die alte Version mit drei Grafiken und viel Text, Gruppe B sieht die neue Version mit einer Grafik und Weißraum. Nach dem Kurs misst du, welche Gruppe besser abschneidet – nicht nur beim Abschluss, sondern beim Behaltenstest zwei Wochen später. Solche Tests bringen bei der Reduktion von Ablenkungen durchschnittlich messbare Verbesserungen.
Du kannst A/B-Tests auch für Layout-Entscheidungen nutzen: Sollen Buttons links oder rechts stehen? Ist ein Video besser, wenn der Sprecher sichtbar ist oder nur als Voice-Over? Diese Details wirken sich auf die extrinsische Belastung aus und lassen sich nur durch Tests klären. Starte klein – teste eine Variable pro Kurs, nicht fünf gleichzeitig. Sonst weißt du am Ende nicht, welche Änderung tatsächlich den Unterschied gemacht hat. Sammle Daten über mindestens 100 Teilnehmer pro Gruppe, damit deine Ergebnisse statistisch aussagekräftig sind.

Feedback-Schleifen für kontinuierliche Verbesserung
Feedback-Schleifen sind das, was aus einzelnen Tests eine echte Verbesserungskultur macht. Frage deine Teilnehmer direkt, wo sie sich überfordert fühlen – nicht mit einer langen Umfrage, sondern mit einer Frage nach jeder Lektion: Wie klar war diese Lektion auf einer Skala von 1 bis 5? Diese Daten sind Gold. Wenn eine Lektion durchschnittlich 2,8 Punkte bekommt, weißt du genau, dass dort Handlungsbedarf besteht.
Kombiniere subjektives Feedback mit objektiven Daten: Ein Teilnehmer sagt, dass eine Folie zu überladen ist, und die Daten zeigen, dass Menschen dort 45 Sekunden verbringen statt der durchschnittlichen 15 Sekunden – das ist ein klares Signal für Überforderung. Nutze diese Rückmeldungen nicht einmal, sondern kontinuierlich. Optimiere deinen Kurs nach jedem Durchlauf. Reduziere die Grafiken auf einer überladenen Folie, teste das Ergebnis mit der nächsten Gruppe, messe die Verbesserung und gehe zur nächsten Baustelle über. Kurse, die so kontinuierlich verbessert werden, zeigen nach drei bis vier Iterationen durchschnittlich 35 bis 40 Prozent bessere Behaltensquoten.
Abschließende Gedanken
Cognitive Load Optimierung ist nicht optional – sie ist die Grundlage dafür, dass deine e-Learning-Kurse überhaupt funktionieren. Du hast jetzt konkrete Hebel in der Hand: Reduziere die extrinsische Belastung durch besseres Design, baue Vorwissen auf, um die intrinsische Belastung zu senken, und förder gezielt die germane Belastung durch Worked Examples und Scaffolding. Wenn deine Behaltensquoten unter 60 Prozent liegen, liegt das nicht daran, dass deine Teilnehmer zu faul sind – es liegt daran, dass die Gestaltung sie blockiert.
Beginne damit, deine Folien zu auditieren und Ablenkungen zu eliminieren (selbst scheinbar harmlose Details wie Logos oder Foliennummern). Teile komplexe Inhalte in kleinere Module auf und baue nach jeder Lektion kurze Aktivitäten ein. Diese Maßnahmen kosten dich keine zusätzliche Zeit – sie sparen dir Zeit, weil deine Teilnehmer schneller lernen und weniger Fragen stellen. Nutze A/B-Tests und Feedback-Schleifen, um zu sehen, wo die größten Probleme liegen, und optimiere kontinuierlich nach jedem Durchlauf.
Für Unternehmen bedeutet das konkret bessere Behaltensquoten, niedrigere Abbruchquoten und schnellere Kompetenzentwicklung deiner Mitarbeiter. Schau dir newroom connect an – eine Plattform, die es dir ermöglicht, immersive Lernräume zu gestalten, die Cognitive Load-Prinzipien von Grund auf berücksichtigen. Der erste Schritt ist aber immer derselbe: Messe deine aktuellen Behaltensquoten, identifiziere die Baustellen und fang an zu optimieren.